Gefühlte Niederlage

Nur 1:1 in diesem Abstiegsgipfel gegen Duisburg
Spielbericht vom 16. Juni 2021
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Gästetrainer Thomas Gerstner brachte es nach dem Schlusspfiff auf den Punkt: „Ihr braucht die Köpfe nicht hängen zu lassen“, sagte er in seiner Ansprache an seine Mannschaft, „ihr habt hier einen Punkt gewonnen, die da drüben haben zwei verloren.“ Während sich die Spielerinnen des MSV Duisburg die Worte ihres Trainers durch den Kopf gehen ließen und sich offensichtlich damit anfreunden konnten, zumindest der moralische Sieger dieser Partie zu sein, waren die Häupter aufseiten der Gastgeberinnen gesenkt.
Totenstille herrschte nach dem Abpfiff von Schiedsrichterin Ines Appelmann im weitläufigen Kühnmatt. Es hatte fast den Anschein, als würde man just in diesem Moment den SC Sand zu Grabe tragen. Zu tief saß die Enttäuschung, die Führung, die Chiara Loos erst in der 89. Spielminute besorgt hatte, nicht über die Zeit gebracht zu haben. Das 1:1 in diesem Abstiegsgipfel half jedenfalls nur einem weiter – dem SV Werder Bremen, der sich mit einem 2:1-Sieg gegen den SC Freiburg aus dem Abstiegskampf verabschiedet hat.
Somit verbleiben neben dem MSV Duisburg und dem SC Sand nur noch der SV Meppen, die um den Verbleib in der Bundesliga kämpfen müssen. Beide Teams müssen die Ortenauerinnen am Ende hinter sich lassen, soll es auch im kommenden Jahr in Liga eins um Punkte gehen. Punkte, die gestern verschenkt wurden.
Als hätte es Trainerin Nora Häuptle geahnt, stürmte sie nach dem Führungstreffer durch Loos, die eine Hereingabe von Leonie Kreil sehenswert in die Maschen drosch, auf das Feld, um ihre euphorisch feiernden Spielerinnen auf ihre Positionen zurückzubeordern und sie zur Achtsamkeit zu ermahnen. Allerdings ohne Erfolg, denn bereits im direkten Gegenzug fand ein langer Ball der Gäste – ein oft probates Mittel in der letzten Spielminute – den Weg in den Sander Strafraum. Nachdem Jasmin Pal im Tor den Ball nicht nur aus den Augen verlor, war es Claire O’Riordan, die selbst nicht wusste, wieso sie plötzlich die verbleibenden Meter in Richtung Sander Tor vollkommen alleine zurücklegen konnte, um das Leder zum Ausgleich über die Linie zu schieben.
Davor sahen die Verantwortlichen auf beiden Seiten eine Partie, der man anmerkte, dass sie ganz im Zeichen des Abstiegskampfes stand. Zahlreichen Fehlpässen und Ballverlusten standen aber auch unzählige Torchancen gegenüber, von denen der SC Sand die Mehrzahl zu verzeichnen hatte. Bereits nach 90 Sekunden traf ein Weitschuss von Dörthe Hoppius die Latte des Duisburger Gehäuses. Im Anschluss musste Pal zweimal gegen Duisburgs Isabell Hochstein klären, eine gute Einschussmöglichkeit von Hannah Wilkinson verhinderte Kreil in letzter Sekunde. Aufseiten der Gastgeberinnen hatte Patricia George in Halbzeit eins gleich drei gute Tormöglichkeiten zu verzeichnen.
Im zweiten Durchgang spielte sich das Geschehen vorzugsweise im Mittelfeld ab, bis in der 75. Minute Hoppius eine Doppelchance zur Führung liegen ließ. Was folgte, war an Dramatik nicht mehr zu überbieten: nach dem späten 1:0 von Loos und dem postwendenden Ausgleich stellte man sich aufseiten des SC Sand die Frage, wie spät man denn eigentlich noch ein Tor erzielen müsse, um das Ergebnis über die Zeit zu retten. Vor zwei Wochen reichten in Freiburg sieben Minuten nicht aus, gestern waren selbst zwei Zeigerumdrehungen zu viel.
„Ich bin hin und her gerissen“, sagte Sand Trainerin Nora Häuptle nach dem Spiel. „Auf der einen Seite ist es tragisch, wie wir den Sieg noch aus der Hand hergeben, auf der anderen Seite habe ich eine tolle Leistung meiner Mannschaft mit zahleichen Torchancen gesehen.“ Chancen, die am besten am kommenden Sonntag beim Gastspiel bei der SGS Essen in ausreichend Tore umgemünzt werden.