SC Sand – 1. FFC Turbine Potsdam | 0:1 (0:1)

SC Sand – 1. FFC Turbine Potsdam | 0:1 (0:1)

DIE ERSTE 18.10.2021

Von Heiko Borscheid.

„Jetzt erst einmal kräftig durchatmen“, sagte Merle Barth nach dem Schlusspfiff in der Sander ADAMS Arena zu ihren erschöpft auf dem Rasen liegenden Mitspielerinnen. Wenige Augenblicke zuvor ging eine dramatische Bundesligapartie zu Ende, welche die Defensivspielerin mit dem 1. FFC Turbine Potsdam mit 1:0 gegen den gastgebenden SC Sand gewann. Wie glücklich und hart umkämpft der Sieg für die Brandenburgerinnen am Ende war, das verdeutlichte Merle Barths Satz und der Blick auf die ausgepumpt auf dem Grün liegenden Spielerinnen – in beiden Lagern im Übrigen.

Vor allem die zweite Halbzeit war nichts für schwache Nerven, wenngleich das „goldene Tor“ in Durchgang eins fiel. Nach einem Einwurf von Anna Gerhardt auf der rechten Potsdamer Angriffsseite leitete Melissa Kössler ihren eigenen Treffer selbst ein. Über Gina Chmielinski und Sophie Weidauer kam der Ball wieder zu Kössler zurück, die da allerdings schon vollkommen frei vor Sands Keeperin Jasmin Pal auftauchte und dieser aus kurzer Distanz flach ins kurze Eck keine Chance ließ.

Zu diesem Zeitpunkt hatte der SC Sand in der Defensive eben auf der Seite, über die der Gegentreffer zustande kam, verletzungsbedingt umstellen müssen. Adrienne Jordan musste nach einem Foul und dem anschließenden Versuch, trotz großer Schmerzen weiterzuspielen, bereits in der 29. Minute das Feld räumen. Der Einwurf, der dem Potsdamer Siegtreffer vorauseilte, war nicht unstrittig, was zu diesem Zeitpunkt schon ein Vorgeschmack auf das war, was sich im zweiten Spielabschnitt alles ereignen sollte.

Die zweite Halbzeit, in der beide Teams alles in die Partie warfen, was sie aufzubieten hatten und sie dadurch zu einem fulminanten Bundesligaspiel werden ließ, hätte mehr verdient gehabt, als die drei Hauptprotagonistinnen Jasmin Pal im Tor des SC Sand, Selina Cerci im Angriff des FFC Turbine und Schiedsrichterin Katrin Rafalski, die einen komplett rabenschwarzen Tag erwischte.

Nur drei Minuten nach Wiederanpfiff hätte Cerci nach Vorlage von Kössler einschieben können, sah aber die vermeintlich noch besser postierte Sophie Weidauer, die wiederum am Sander Tor vorbeizielte. Danach hatte Dörthe Hoppius den Ausgleich auf dem Fuß, besser gesagt, auf dem Kopf, nachdem die Ecke von Noemi Gentile an Freund und Feind vorbei quer durch den Potsdamer Sechzehner segelte. Leider auch vorbei an „Freund“, denn Hoppius hätte in dieser Situation vollkommen frei vor dem Tor einköpfen können.

Die „Szene des Tages“ ereignete sich im Gegenzug: Nach dem Pal eine Hereingabe des Gegners sicher abfangen konnte und sich den Weg durch ihren Strafraum bahnte, stellte sich ihr mehrmals Merle Barth in den Weg, die sich Pal in üblicher Torwartmanier an der Strafraumgrenze vom Halse schaffte – Barth fiel theaterreif und die ohnehin unsichere Unparteiische zeigte zum Erstaunen aller in der Sander ADAMS Arena Pal den gelben Karton und auf den Elfmeterpunkt. Wer nun glaubte, Potsdam sei mit diesem Geschenk überfordert, der irrte: der Elfmeter wurde von Cerci sehr gut platziert, allerdings befindet sich Pal derzeit in der Form ihres Lebens und hielt den Strafstoß in ihrer unnachahmlichen Art. Das war zeitgleich das Startsignal zur Attacke auf Seiten des SC Sand. Trainer Matthias Frieböse warf alles in die Partie, was er noch auf der Bank aufzubieten hatte – und wurde am Ende nicht belohnt. Potsdam blieb durch Konter stets gefährlich, was zur Folge hatte, dass Pal gegen Cerci einmal mehr Kopf und Kragen riskieren musste und bei deren Alleingang erneut als Siegerin aus diesem Privatduell hervorging.

Auf der anderen Seite machte Chiara Loos mächtig Dampf, aber auch Phoenetia Browne und Patricia George waren stets im Angriffsmodus, zu denen sich später Lena Triendl gesellte, die ebenso in aussichtsreicher Position scheiterte, wie ihre Kolleginnen. Der Dramatik die Krone setzte Patricia George in der vierten Minute der Nachspielzeit auf, in der sie den Ball an die Latte bugsierte. Spätestens jetzt hätte der SC Sand den einen Punkt verdient gehabt.

„Aufgrund der Leistung in Halbzeit zwei und der ungebrochenen Moral wäre ein Unentschieden gerecht gewesen. Jetzt, so kurz nach dem Spiel, sind wir natürlich geknickt, es wird jetzt meine Aufgabe sein, die Mannschaft in der Pause wieder aufzurichten“, so Trainer Frieböse nach dem Spiel.


Kommende Woche ist Länderspielpause, ehe es am 31. Oktober für den SC Sand, der sich jetzt wieder auf einem Abstiegsplatz befindet, im Pokal in Bremen ran muss, ehe es am 7. November in der Liga ebenfalls gegen Bremen weitergeht. Dann müssen Punkte her, um den Abstand auf das rettende Ufer nicht all zu groß werden zu lassen, dessen ist sich jeder im Sander Lager bewusst.

 

SC Sand: Pal – Evels, Brandenburg, Bruce, Jordan (29. Balcerzak) – Kreil (82. Triendl), Bruinenberg (64. Browne), Gentile, Loos – Hoppius (82. Gavat), Plasmann (46. George).

Turbine Potsdam: Wellmann – Agrez, Sissoko, Gerhardt – Barth, Orschmann (75. Holmgaard), Ehegötz (75. Kerschowski), Chmielinski, Weidauer – Cerci, Kössler.

Tore: 0:1 Kössler (34.)

Bes. Vorkommnis: Pal hält Foulelfmeter von Cerci (57.).

 

Titelbild: Michael Memmler.
Fotos: Michael Memmler/Jean-Luc Bastian.

SC Sand

0 : 1

1. FFC Turbine Potsdam

Sonntag, 17. Oktober 2021 · 13:00 Uhr

FLYERALARM Frauen-Bundesliga · 06. Spieltag

Schiedsrichter: Katrin Rafalski (Baunatal) Zuschauer: 418

Startaufstellung

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