WIE RONALDO: SANDS LOOS BRILLIERT
„Der Glaube an den Klassenerhalt ist definitiv wieder da.“
Erschienen in der Kehler Zeitung am Dienstag, 08.03.2022
Es gab schon leichtere Ausgangspositionen vor einem Spiel in der Frauenfußball-Bundesliga: Für die Spielerinnen des SC Sand war klar, dass das Kapitel „Klassenerhalt“ mit einer Niederlage beim FC Carl Zeiss Jena beendet gewesen wäre. Zumal der andere große Konkurrent Werder Bremen am Freitagabend bereits überraschend einen Punkt bei Bayer Leverkusen erkämpft hatte. Umso größer war die Erleichterung bei Alexander Fischinger und seiner Mannschaft darüber, dass die Pflichtaufgabe in Jena so souverän gelöst wurde.
Eine stach beim SC Sand am vergangenen Sonntag besonders heraus: Die 25-jährige Chiara Loos bewies nicht nur große Spielfreude, sondern war auch an den entscheidenden Situationen beteiligt. Vor dem 1:0 tanzte sie ihre Gegenspielerin mühelos aus und wurde erst im letzten Moment am eigenen Treffer gehindert. Ihr abgeblockter Schuss landete jedoch bei Patricia George, die aus 18 Metern sehenswert in den Winkel traf (15.).
„Ich denke, man hat schon in der Wintervorbereitung gemerkt, dass wir wieder zu unserer alten Stärke zurückgefunden und ein komplett neues Gesicht gezeigt haben“, sagt Loos nach dem wichtigen 4:1-Sieg. „Die Ergebnisse im Winter haben uns enorm viel Selbstbewusstsein gegeben und genau das hat man auch am Wochenende gesehen.“ Nach dem Corona-Ausbruch innerhalb des Teams und der herben 0:7-Klatsche im Pokal beim VfL Wolfsburg unter der Woche bezeichnete Loos den Sieg in Jena als „absoluten Schlüsselmoment für die nächsten Spiele“.
Der Knoten ist beim Spiel auf dem Ernst-Abbe-Sportfeld vor rund 125 Zuschauern gleichin mehrerer Hinsicht geplatzt: Nach bis zu diesem Zeitpunkt lediglich drei erzielten Treffern aus 13 Partien hat die Fischinger-Elf ihre Torausbeute durch die vier Tore in Jena mehr als verdoppelt. Konkurrent Werder Bremen steht bei gleich vielen erzielten Toren, musste jedoch sieben Gegentore mehr hinnehmen.
Und auch bei Loos selbst ist der Knoten geplatzt. Das 4:1 in der 87. Minute war ihr erstes Saisontor. Nach einem 35-Me-ter-Lauf hatte sie noch die Ruhe und die Kraft, Jenas Torhüterin mit einem präzisen Schuss ins lange Eck keine Chance zu lassen. „Ich war sehr zufrieden mit meiner Leistung. Ich bin froh, endlich wieder bei 100 Prozent zu sein und mich so zeigen zu können“, sagt die in der Hinrunde immer wieder von Verletzungen geplagte Flügelspielerin. „Jetzt bin ich einfach glücklich, der Mannschaft wieder helfen zu können.“
Auffällig beim Treffer, der den Endstand markierte: Loos feierte im Anschluss exakt wie Cristiano Ronaldo, inklusive Sprung mit abgespreizten Armen und Jubelschrei. Kein Zufall, wie Loos zugibt: „Cristiano ist auf jeden Fall eine Art Vorbild. Er spielt auf denselben Positionen wie ich. Zudem gehört zu den besten Fußballern der Geschichte. Seine Disziplin ist bemerkenswert. Ich mag seinen Torjubel und habe ihn damals übernommen.“ Für Loos war der Sieg jedoch nur „der erste Schritt“, wie sie betont: „Der Glaube an den Klassenerhalt ist definitiv wieder da. Uns ist allen bewusst, dass es noch ein harter Weg bis dorthin ist.“
Können sie und ihre Mitspielerinnen die Leistung gegen Jena konservieren, dürfte es auf jeden Fall nicht der letzte Ronaldo-Sprung der Saison gewesen sein.
mfa
Bilder: Michael Memmler/Eibner-Pressefoto.
